Till Lindemann – Messer
Till Lindemann, Lead-Sänger der weltweit erfolgreichen Gruppe Rammstein, ist ein Mann mit vielen Talenten. Neben den Texten für seine Band verfaßte er in den letzten Jahren auch Gedichte, die in diesem Band erstmals erscheinen.
Wer die Musik und Till Lindemanns Songtexte kennt (spätestens seit David Lynch die Musik für seinen Film Lost Highway entdeckte, sind Rammstein internationale Stars), wird in manchen Gedichten Sound, Stimmungen und Ästhetik der Gruppe wiedererkennen - sicher aber auch durch die ganz eigene Atmosphäre seiner Lyrik überrascht werden.
Die Gedichte in 'MESSER' sind Grundstock für ein in der Geschichte der deutschen Lyrik nie dagewesenes Gesamtkunstwerk: Die Texte im Buch werden begleitet von extra für dieses Buch inszenierten Lindemann-Fotos. Texte und Bilder bilden eine untrennbare Einheit.
Rammstein ist die international erfolgreichste deutsche Musikgruppe des letzten Jahrzehnts.
Ein Foto-Gedichtband als multimediales Spektakel. Die Fotos mit Till Lindemann wurden exklusiv für dieses Buch inszeniert.
Till Lindemann hat seine Texte in einer von Rammstein - Choreograph Gert Hof inszenierten Bühnenshow in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorgetragen.
Unterstützt wird das Projekt vom ersten Gedicht - Videoclip deutscher Sprache.
Das Buch erschien im November 2002
...und hier einige Zeitungsartikel über das Meisterwerk. Wobei ich mit der Kritik einiger Autoren nicht so ganz
einverstanden bin! Ich finde das Buch einfach nur Klasse! Es würde auch zu meinen Favoriten zählen, wenn es nicht
von Till sein würde!
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Geheimnisvolles Raunen in der Ene-Mene-Mu-Liga
Till Lindemann ist als Sänger der ostdeutschen Brachialrocker Rammstein bekannt geworden. Jetzt hat er zusammen mit dem Regisseur Gert Hof einen Gedicht- und Fotoband vorgelegt. Doch wie bei den Lyrics von Rammstein so scheiden sich auch an der Lyrik von Lindemann die Geister.
Von Peter Disch für die Netzeitung
Till Lindemann erinnert sich genau an das erste Mal. Ein Schloss am Schweriner See. Ein Blick aus dem Fenster. Zwielicht. Eine Assoziation. Plötzlich: Der Kuss der Muse. „Ich dachte: Das ist ein Impression, die ich einfach aufschreiben muss. Weil es schade wäre, wenn der Gedanke verloren ginge“. So kommt’s, dass wir Mecklenburgs Seenplatte neben schönen Ausflügen am Ende auch die Dampfhammer-Lyrik verdanken, die Lindemann als Sänger zu den kontroversen Liedern seiner berühmt-berüchtigten Band Rammstein beisteuert. Ein Gedicht- und Fotoband erlaubt nun tiefere Einblicke in die Gedankenwelt des polternden Misanthropen aus Berlin. Verheißungsvoller Titel: „Messer“.
Zu verdanken ist das 144 Seiten starke Werk im A-4-Format der Initiative von Gert Hof. Der Lichtdesigner und Regisseur inszeniert schon seit Jahren die Live-Shows von Rammstein. Als Hof 1995 nach einem geeigneten Text für ein Konzert-Intro suchte, fragte er Lindemann. „Ich brachte ihm dann nach eigenem Gutdünken fünf, sechs Sachen vorbei, von denen ich dachte, dass man die nehmen könnte“. Hof sah, las – und war überzeugt: „Großartig. Warum lässte das denn liegen? Haste noch mehr“?
Lindemann hatte. In „Zehner- und Zwanziger-Päckchen“ zeigte er zögernd, was in 15 Jahren zusammen gekommen war. Heimlich sichtete Hof die Texte und traf aus 1000 Gedichten eine Vorauswahl. Als er Lindemann aufforderte, seine Favoriten zu nennen, lag die Übereinstimmung bei 95 Prozent. Die Idee eines Buchs wurde konkreter. „Die vergangenen zwei, drei Jahre habe ich dann versucht, das zu vervollständigen“.
Das dürfte Lindemann nicht schwer gefallen sein. Ob „im Flugzeug, Bus, Bett, vorm Fernseher, auf der Toilette“ – dem „Zwang zum Schreiben, der eines Tages einfach da war“, gibt er in jeder Lebenslage nach. Papier und Stift hat er immer dabei. Die Inspiration liefert der Alltag. „Man muss nur suchen“. Ein Dialog im Film, die Nachrichten im Radio, die komische Begebenheit auf der Straße – „Manchmal reicht ein Wort, um den Zusammenhang zu einer anderen Idee herzustellen, die ich schon vorher hatte“.
Lindemann, der Bauchmensch, glaubt auch als Lyriker „an die ersten fünf Minuten, in denen so etwas entsteht. Das nachher in eine Form zu bringen, ist ein langwieriger Prozess, bei dem ich selbst mein größter Kritiker bin“. Es muss die Lust am Einfachen sein, die so viel Zeit in Anspruch nimmt. Zu den Songtexten von Rammstein verhalten sich Lindemanns Gedichte wie eine Single zur Maxi-Version. Einziger Unterschied: Während bei den Lyrics alle Musiker mitreden, ist Lindemann bei der Lyrik Herr über Versmaß und Reimschema. Die schlichte Form ist in beiden Fällen meist die selbe. Auch „Messer“ bietet Abzählreime, bei denen der Übergang von perfide zu profan fließend ist. Wie bei „Big in Japan“:
„Dies ist die traurige Geschicht,
von einem Mann der vor Gericht
steht, weil er unterm Lodenmantel
versteckte eine Hodenhantel
diese diente ihm zu Zwecken
kleine Kinder zu verschrecken
so stieg er vor den Kindergarten
die Rangen auf den Fremden starrten
er öffnete den Mantel weit
zu zeigen seine Fertigkeit
die Mädchen lachten ihm zur Schmach
da legte er drei Kilo nach
so schwer war das Gewicht noch nie
der Sack riss ab
der Künstler schrie“
... und raus bist Du! Gedichte wie diese qualifizieren sich mühelos für die Ene-Mene-Mu-Liga. Am anderen Ende der Skala stehen Texte wie „Auf dem Friedhof“: Frei in der Form und von einem geheimnisvollen Raunen, das nachhallt. Dazwischen liegt das weite Feld von Verzweiflung, Sehnsucht, Einsamkeit, Sex und Gewalt, das schon Rammstein die Skandale und Schlagzeilen brachte.
Die Fans werden es lieben. Die Gegner hassen. Wobei auch die zumindest einen Blick riskieren sollten. Während Hof die Band in Videos und auf der Bühne mit Blitz und Donner in Szene setzt, hat er sich für „Messer“ etwas anderes einfallen lassen: Lindemann, fahl, kahl rasiert, in einem weißen Einteiler, umringt von Schaufensterpuppen – ein Mensch inmitten von Klonen, ein Individuum unter lauter Kopien. Einer, der sich nach der Welt der Seelenlosen sehnt. Ihr Versprechen: Harmonie und Ruhe statt Schmerz und Qualen. Ob es auch eingelöst wird? Statt dem Holzhammer setzt das Duo Hof/Lindemann hier das Skalpell an. Was drunter ist, will keiner zu genau wissen.
Till Lindemann: Messer. Gedichte Herausgegeben von Gert Hof. Mit Fotos von Jens Rötzsch und Gert Hof. ISBN 3-8218-0927-2, Eichborn Verlag, 29,90 Euro
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YAM! 17.11.2002
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Begegnung einer Kunstfigur mit anderen Kunstfiguren in einer artifiziellen Welt: Das Buch „Messer“ enthält neben Gedichten Till Lindemanns auch eine Reihe inszenierte Fotos, die den Sänger und Autor zeigen.
"Es gibt nichts Schlimmeres als Mittelmaß"
Interview mit Rammstein-Sänger Till Lindemann zu dessen Gedichtband „Messer“
Berlin (OZ) Till Lindemann, Leadsänger der Rockgruppe Rammstein, hat neben seinen Songtexten in den letzten Jahren Gedichte geschrieben, die jetzt unter dem Titel „Messer“ – zusammen mit einer kunstvollen Serie Lindemann-Fotos bei Eichborn erschienen sind. Wie die Gedichte ankommen, ist dem vielseitigen Künstler jedoch völlig egal, sagt er im OZ-Interview.
OZ: Seit wann schreiben Sie Gedichte?
Lindemann: Mit 28 oder 29 begann ich, Textstrukturen aufzuschreiben. Das waren einzelne zerrissene Sätze, zum Teil einzelne Wörter, noch keine Gedichte.
OZ: Mochten Sie so etwas in der Schule?
Lindemann: Überhaupt nicht, im Gegenteil. Wenn du gezwungen wirst, etwas zu lesen, macht das nie Spaß. Letztlich muss man das selber für sich entdecken. Jeder muss entscheiden, ob er auch mal auf so einer Seitengasse rumfährt und nicht nur auf der Mainstreet. Für mich waren Gedichte eine absolute Entdeckung, wenn auch eine späte. Mein Vater (der Kinderbuchautor Werner Lindemann /d. R.) hatte ja auch welche geschrieben, die fand ich aber ganz furchtbar. Deshalb dauerte es eine Weile, bis ich da wieder aus der Deckung kam.
OZ: Sport lag Ihnen als Jugendlicher offenbar mehr. Sie waren ein erfolgreicher Schwimmer beim SC Empor Rostock, immerhin Junioren-Vizeeuropameister.
Lindemann: Ich mochte die Sportschule eigentlich nie, das war schon heftig. Aber als Kind konntest du dich nicht dagegen wehren.
OZ: Sie haben keine guten Erinnerungen an Ihre Heimatstadt?
Lindemann: Doch. Ich fahre auch nicht nur gern nach Rostock, weil mein Sohn dort lebt, sondern gehe auch gern am Strand in Warnemünde lang.
OZ: Hatten Sie früher den Traum, berühmt zu werden?
Lindemann: Überhaupt nicht.
OZ: Jetzt sind Sie es, ist Ihnen das heute wichtig?
Lindemann: Eher wenig. Man kriegt Freikarten fürs Kino und kann seine Strafzettel locker bezahlen. Ansonsten ist mir das egal.
OZ: Ist Ihnen auch egal, wie Ihre Gedichte ankommen?
Lindemann: Völlig egal.
OZ: Mit der Band Rammstein haben Sie sich oft gegen die Unterstellung gewehrt, Sie würden mit rechtem Gedankengut sympathisieren. Haben Sie auch bei den Gedichten die Sorge, missverstanden zu werden?
Lindemann: Ich habe Befürchtungen, aber keine Sorge. Ich rechne ganz fest damit, dass es so kommt. Es wird wohl so sein: Entweder werden die Texte angenommen oder total abgelehnt. Doch eigentlich kann das nur gut sein, denn so denkt man über sie nach. Allen Recht machen kann man\'s sowieso nicht, aber es gibt nichts Schlimmeres als Mittelmaß, wenn man so in dieser Springschicht schwimmt zwischen kalt und heiß.
OZ: Poesie steht gemeinhin für Feinfühligkeit. Ihre Texte behandeln das Morbide, sind verbale Hinrichtungen, heißt es im Vorwort. Wollten Sie den Tabubruch?
Lindemann: Auch, obwohl das nicht meine primäre Absicht ist. Andererseits freut man sich schon ein bisschen, dass sich jetzt sicher wieder viele aufregen. Man sollte das mit einem Schmunzeln betrachten und nicht alles so ernst nehmen.
OZ: Macht es Ihnen Spaß, was Kritiker aus Ihren Texten heraus und in Ihre Denke hinein interpretieren?
Lindemann: Unbedingt (lacht). Das ist ein schöner Nebenbei-Effekt.
OZ: Als Sie die Texte schrieben, hatten Sie da schon im Hinterkopf, sie einmal zu veröffentlichen?
Lindemann: Das kam eigentlich erst in den letzten zwei Jahren. Den Anstoß gab Gert Hof (Herausgeber des Buches/d. R.). Er meinte, es wäre schade, sie nicht zu drucken. Ich hatte ihm immer mal einen Schwung Gedichte gegeben, und er hat vorgesiebt. Auf einmal standen da Termine, weil sich tatsächlich ein Verlag gefunden hatte. Daran hatte ich anfangs gar nicht geglaubt.
OZ: Was animiert Sie zu Gedichten?
Lindemann: Das kann etwas Erlebtes, Geträumtes, Gelesenes oder im Fernsehen Gesehenes sein. Es gibt so viel, die Themen liegen ja überall herum.
OZ: Den meisten Menschen fällt es schwer, ihre intimsten Gedanken öffentlich preiszugeben. Ihnen offenbar nicht?!
Lindemann: Das sich Öffnen kam bei mir nicht von heute auf morgen, sondern passierte in kleinen Schritten. Meine Erfahrung ist, dass die Leute bei meinen Texten immer auf ein „Mehr, mehr, mehr“ gewartet haben. Irgendwann habe ich gesagt hat: Gut, jetzt gehe ich von der Vagina direkt zur Fotze über. Es hat auch keinen gestört, wir leben eben in so einer Zeit. Ich finde es trotzdem fantastisch, wenn man solche intimen Dinge lieber durch die Blume sagt. Aber wenn sich beides verbindet – alte Sprache mit diesen knallharten Parolen von heute, dann kriegt es so was Neobarockes. Es ist wie eine alte Säule mit einem Lackanstrich. Es knallt.
OZ: Wo ist der Unterschied, wenn Sie Songtexte für Rammstein oder Gedichte schreiben?
Lindemann: Bei Songtexten bekomme ich zuerst die Musik und versuche dazu eine Stimmung zu entwickeln. Das läuft viel filigraner und nach ganz anderen Richtlinien. Man muss einen Refrain bedienen, einzelne Wörter finden, versuchen, die Musik mit dem Wort zu unterstützen. Beim Gedicht bin ich völlig frei.
OZ: Sie wollen auch eine Leseshow mit Ihren Gedichten machen?
Lindemann: Irgendwann, aber da ist noch nichts Konkretes geplant. Meine Prämisse bleibt aber immer die Musik. Wir arbeiten gerade am neuen Rammstein-Album.
OZ: Ein amerikanischer Germanistikstudent will nach der psychoanalytischen Untersuchung des Rammstein-Liedes „Du riechst so gut“ einen Ödipuskomplex bei Ihnen entdeckt haben. Stört es Sie, wenn Ihre Texte derart seziert werden?
Lindemann: Der Typ hat eine fantastische Abhandlung und eigentlich eine Lobeshymne auf den Songtext geschrieben. Aber da ist einfach ein Schlagwort rausgepflückt und aus dem Zusammenhang gerissen worden. Das ist genau dieser Journalismus, der mich absolut ankotzt, denn ich kann das in den seltensten Fällen – wie jetzt zum Beispiel – auflösen. Du stehst dann eben da wie ein Idiot und kannst nichts machen, obwohl es die Unwahrheit ist, in gewisser Hinsicht Rufmord. Das ist die einzige Geschichte, wo ich wirklich Hass kriege. Bei Rammstein haben wir das auch mal mit einem Fernsehjournalisten erlebt. Der hatte ein Interview so zusammengeschnitten, dass meine Aussagen plötzlich in einem ganz anderen Kontext auftauchten und wir als Fans des Nazi-Baumeisters Speer dastanden. Das ist eine ganz üble Sache, eine Story auf anderer Leute Kosten zu basteln.
OZ: Was sagten Ihre Rammstein-Kollegen zu Ihren Gedichten?
Lindemann: Wir kennen uns seit 20 Jahren, da ist man einfach befangen. Die würden nie sagen: Ey, das ist ja geil.
Interview: GUNNAR LEUE
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TAZ Magazin 20.11.2002
Ein Vers brennt
Gott weiß, ich will ein Dichter sein: Der Rammstein-Sänger Till Lindemann hat seinen ersten Lyrikband veröffentlicht. Die Gedichte in "Messer" erzählen vom Weltende - und nicht zuletzt vom Älterwerden.
von KOLJA MENSING
"Also, Frohsinn …", sagt Till Lindemann, Sänger von Rammstein und neuerdings Lyriker im Nebenberuf, "das nimmt mir sowieso keiner ab. Und dazu fällt mir auch einfach nichts ein."
Sprichts und blickt in den Novembermorgen, der sich draußen vor der verglasten Fassade im 23. Stock der Treptowers weit über das Land östlich von Berlin erstreckt. "Andromeda ich kann dich sehen / warst nie so nah wie dieser Tage", heißt es in einem der Gedichte aus dem Band mit dem schlichten Titel "Messer". Das Schicksal reitet auf weißen Pferden, und Stein auf Stein entstehen hohe Türme, in die der Tod bereits Einzug gehalten hat: "Viva Andromeda". Noch Fragen?
In diesem Moment - 11.13 Uhr - wird in den Treptowers der Alarm ausgelöst. Die Angestellten der Allianz-Versicherung, die den größten Teil des Hochhauses belegt hat, verlassen geordnet das Gebäude. Till Lindemann bleibt sitzen: "Da hinten kommt Bin Laden", sagt er und zeigt auf ein Flugzeug, das sich vom Flughafen Schönefeld den Treptowers nähert. Till Lindemann ist ein Schmerzensmann, der sich auch mal locker machen kann. Noch Kaffee? Oder lieber Wasser?
Zehn Minuten später wird der Alarm abgestellt. Es war wohl doch nur eine Übung. Reden wir also über Gedichte. "Hab ich mir einfach so von der Seele geschrieben", sagt Lindemann, und bei "Viva Andromeda" war auch eine Flasche Rum im Spiel, die er in Venezuela am Strand geleert hat. Seine eigenen Verse will er allerdings nicht erklären: "Ich finds aber gut, wenn andere eine Meinung dazu haben."
Ordentliche Gedichte sind das schon, trauriges Zeug zum größten Teil. Es geht um Tod und Krankheit, Eiterfluss, Gedärm und "gieriges Geschlecht". Vom barocken Weltende zu den expressionistischen Wasserleichen, von blutroten romantischen Abendstimmungen bis hin zu den sterbenden Tänzerinnen des Fin de Siècle hat Till Lindemann alles mitgenommen, was nach Verfall und Untergang riecht. Hier und da berührt der persönliche Ton, und manches ist wohl einfach nicht ernst gemeint: "ein kleines Boot im Flammenmeer / kein Land in Sicht nicht Feuerwehr".
Reim dich oder ich peitsch dich: Natürlich denkt man an die Texte von Rammstein, schmutzig, pathetisch und mit dem Hammer gemacht. Bück dich, Metrum! Till Lindemann will seine Band allerdings lieber aus seinen Gedichten heraushalten. Musik ist ja eine "Zwangsjacke", sagt er. Gedichte schreiben, das ist "als ob du aus dem Käfig herauskommst". Ist "Messer" Till Lindemanns Ausbruch aus dem Rockzirkus? "Nein." Die nächste Rammstein-CD ist schon in Vorbereitung. "Aber man muss wissen, wann Schluss ist."
Till Lindemann ist 39. Alt ist das nicht, doch die Fotos, die Jens Rötzsch gemeinsam mit dem Rammstein-Bühnenregisseur und -Lichtdesigner Gert Hof für den Gedichtband inszeniert hat, erzählen eine andere Geschichte: Lindemann mit kahl rasiertem Schädel, die Falten und Poren mit weißer Schminke nicht verdeckt, sondern erst herausgebracht, posiert neben jugendlichen Plastikpuppen. Es sind die Porträts einer Kunstfigur, die in die Jahre gekommen ist. Auch Rockstars werden älter.
Wann also ist Schluss? "Wenn das Zahnfleisch zurückgeht. Wenn die Kinder mit dem Finger auf dich zeigen." Und dann? "Auf einer Bank sitzen und mit dem Krückstock eine Fotze in den Sand malen, hat mal ein Freund von mir gesagt." Till Lindemann lächelt. Zur Not kann er später ja auch noch ein paar Gedichte schreiben.
Bis zum nächsten Buch also. Unten, im Foyer des Hochhauses, wird gerade ordnungsgemäß das Ende der Evakuierungsübung eingeleitet. Der Hausmeister hat einen Geigerzähler in der Hand, die ersten Angestellten drängeln zurück in die Fahrstühle. Junge Menschen mit gepflegten Zähnen, Designerbrillen und polierten Schuhen fahren wieder in den Himmel auf. Viva Andromeda: "In blanker Rüstung steht mein Heer / von ach zehntausend Illusionen." Passt doch. Till Lindemann ist ein Dichter, dem man jedes Wort glaubt. Und das kommt ja selten genug vor.
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Kommentar von mir (Anna/Shanni) zu dem Beitrag von YAM!
" Im vorwort heißt es: "Lindemanns gedichte sind verbale Hinrichtung,
poetischer Suizid, sie gleichen einem Fallbeil aus Worten."
Und das ist noch harmlos formuliert... Die meisten Verse will YAM! hier ncht zitieren - zu hart, zu sexistisch."
so, erstmal dazu...
ja, das vorwortzitat stimmt.
und nein,die idioten haben keine ahnung was sie da für einen müll schwafeln.
worte haben nicht nur einen wortsinn, sondern auch einen tieferen sinn, vorallem wenn man sie lyrisch aneinaderreiht
(für Yam! leser: wenn man wörter zusammensetzt können sie auchmal was anderes bedeuten, als das was offensichtlich ist).
"verbale Hinrichtung", "poetischer Suizid", "fallbeil aus worten". all das hat rein garnichts mit mord oder selbstmord zutun,
nur weil die wörter diese bedeutung haben.
zum grund des nichtzitierens...
ich kenn das buch in und auswendig. die meisten gedichte kann ich aus dem stehgreif zitieren und alle
(bis auf einzelne, die sich um was ganz anderes drehen) handeln sie über dinge, die die meisten menschen nie erlebt haben,
und ich ihnen die auch nicht wünsche. Meiner Meinung nach handelt es von verletzten Seelen, die keine Ruhe finden können.
"Zu hart" ja, die wahrheit kann hart sein, und wozu sollte man sie verblümen, in falschen worten ausschmücken.
mann kann sagen ~er ist nach einem schlimmen unfall verschieden~ man kann aber auch sagen ~er ist bei einem grausamen autounfall in mehrere teile gerissen worden und an seinen verletzungen gestorben~
es gibt immer die angenehme möglichkeit sachen so zu verpacken, dass es sich gut anhört, egal worum es geht.
Es gibt aber sehr wenige menschen, die es sagen wie es ist, ohne es hinter irgendwelchen fassaden zu verstecken.
"Zu sexistisch" jetzt mal voll im ernst, dazu sag ich einfach ncihts, das ist mir zu lächerlich...
Und das kommentar dieses Psychologen. "pubertäre ergüsse eines Wirrkopfes oder aber wie im drogenrausch geschrieben"
dieser mensch hat wohl das beste an aktueller deutscher lyrik nur in fetzen vorgesetzt bekommen,
um der redaktion das zu liefern was sie wollte:
Material um einem hervoragenden und einzigartigen Dichter die anerkennung vorzuenthalten, die ihm gebührt.
Im letzten abschnitt versuchen sie dann etwas zu tun was lächerlicher nicht sein kann. grob zusammengefasst:
warum is till iwe er ist, woher hat er den ödipuskomplex (anmerkung von mir: ????????????),
warum is es das gleiche wie bei rammstein.
Tjo, und warum till kein interview gegeben hat...
HALLO?
falls die die letzten 10 jahre nicht blind gewesen sind, hätten sie mitbekommen, das Till sich seine interwievs sehr genau aussucht...
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Warum in die Ferne schweifen, wenn alles was du suchst direkt vor deiner Nase ist???
gottverdammt ich würde alles geben um MEINEN eltern zu zeigen was sie alles falsch gemaht haben...
oder genau richtig?
sollte man froh darüber sein wer man ist?
sollte ich meinen eltern danken?
könnte ich heute die lyrics schreiben, wenn meine eltern mich nicht als überflüssig ansehen würden?
ich wess es nicht.
hinterher sgen die eltern immer "was haben wir nur falsch gemacht"
aber das ist nur ne billige ausrede, wenn das kind nciht das geworden ist, was die eltern sich gewünscht haben.
manche akzeptiern das, andere nicht.
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Warum in die Ferne schweifen, wenn alles was du suchst direkt vor deiner Nase ist???
Zitat von Shanni
gottverdammt ich würde alles geben um MEINEN eltern zu zeigen was sie alles falsch gemaht haben...
oder genau richtig?
sollte man froh darüber sein wer man ist?
sollte ich meinen eltern danken?
könnte ich heute die lyrics schreiben, wenn meine eltern mich nicht als überflüssig ansehen würden?
ich wess es nicht.
hinterher sgen die eltern immer "was haben wir nur falsch gemacht"
aber das ist nur ne billige ausrede, wenn das kind nciht das geworden ist, was die eltern sich gewünscht haben.
manche akzeptiern das, andere nicht.
Liebe Shanni,
niemals macht jemand alles richtig oder alles falsch... ich denke, dass fast alle Eltern sich schon die Mühe geben nach ihren Vorstellungen und Ideen alles richtig zu machen. Die Frage ist vielleicht, nach welchen Vorstellungen sie handeln, leider ist es oft die Umwelt, die Druck auf Eltern ausübt,weil die Kinder nicht so funktionieren, wie sich Kindergartentanten oder Lehrer das wünschen.
Ich bin auch fest überzeugt, liebe Shanni, dass dich deine Eltern NICHT als überflüssig ansehen... sie haben wahrscheinlich genauso wie du das Gefühl, dass ihr Äonen auseinanderliegt, und wünschen sich eine Annäherung und ihrer Hilflosigkeit sagen sie so Sätze wie: "Was ist nur mit dem Kind los?". Zu dieser Annäherung wird es bestimmt wieder kommen. Das Schwierigste für Eltern ist zu erkennen, dass das kleine Wesen, für das man mal das Wichtigste auf der Welt war, sich loslöst, und es ist ein Lernprozess, loszulassen, zu verstehen, dass die Zeit vorbei ist, in der man eine helfende Hand über die Kleinen halten muss,und zu begreifen, dass jemand ein anderes Lebenskonzept umsetzen kann ohne direkt unter die Räder zu geraten.
lg
Andromeda
Zitat von Shanni
schonmal die widmung gelesen?
zwischen den zeilen gelesen?
Nee, ich weiß jetzt beim besten Willen nicht, welche Widmung zwischen den Zeilen du meinst.
Ich kenne aber den Vierzeiler, den Till Lindemann der Neuauflage von "Mike Oldfield im Schaukelstuhl" vorangestellt hat. Da steht für mich drin, dass hier zwei auf der Suche waren und beide sind gescheitert.
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