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#31

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:34
von Tillmania | 7.403 Beiträge

nee, der wohnt oben. im erdgeschoss ist ja die feuerwehr.
(ich hab auch höhenangst und zum fensterputzen würde mich auch niemand auf den
fernsehturm bekommen! )

nee, im ernst, manche sagen ja er währe ein arroganter rockstar. für mich kommt er
nicht so rüber!


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zuletzt bearbeitet 12.07.2009 16:26 | nach oben springen

#32

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:36
von Emigrate Lindemann | 8.646 Beiträge

dann haben die leute keine ahnung die das behaupten! für mich kommt er au nich so rüber!


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zuletzt bearbeitet 12.07.2009 16:26 | nach oben springen

#33

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:37
von Shanni | 3.701 Beiträge

wo is der denn arrogant?
ich habe noch NIE in einem inteview, auf bildern, im fernsehn irgendwas arrogantes an ihm gesehen...


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Warum in die Ferne schweifen, wenn alles was du suchst direkt vor deiner Nase ist???

zuletzt bearbeitet 12.07.2009 16:26 | nach oben springen

#34

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:37
von Tillmania | 7.403 Beiträge

ich ja auch nicht! hab das aber schon oft in anderen foren lesen müssen.


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zuletzt bearbeitet 12.07.2009 16:27 | nach oben springen

#35

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:38
von Shanni | 3.701 Beiträge

so spastis..
(tschuldigung)


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Warum in die Ferne schweifen, wenn alles was du suchst direkt vor deiner Nase ist???

zuletzt bearbeitet 12.07.2009 16:28 | nach oben springen

#36

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:40
von Emigrate Lindemann | 8.646 Beiträge

is schon okay sehe ich genauso weil gerade da könnte ich auch inne luft gehn!


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zuletzt bearbeitet 12.07.2009 16:28 | nach oben springen

#37

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:43
von Shanni | 3.701 Beiträge

oder etw. in die luft gehen lassen (passiv)


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Warum in die Ferne schweifen, wenn alles was du suchst direkt vor deiner Nase ist???

zuletzt bearbeitet 12.07.2009 16:28 | nach oben springen

#38

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:44
von Emigrate Lindemann | 8.646 Beiträge

oder das!!! man echt ey! die leut haben kei ahnung.. nene ich lass es lieber sonst krieg ich nochn rappel!!


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zuletzt bearbeitet 12.07.2009 16:28 | nach oben springen

#39

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:49
von Shanni | 3.701 Beiträge

hm... ne, cih reg mich da nich auf, die sind es nicht wert..


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Warum in die Ferne schweifen, wenn alles was du suchst direkt vor deiner Nase ist???

zuletzt bearbeitet 12.07.2009 16:29 | nach oben springen

#40

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:49
von Emigrate Lindemann | 8.646 Beiträge

so sehe ich das auch!!


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zuletzt bearbeitet 12.07.2009 16:29 | nach oben springen

#41

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:50
von Shanni | 3.701 Beiträge

hehe, klar ^^


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Warum in die Ferne schweifen, wenn alles was du suchst direkt vor deiner Nase ist???

zuletzt bearbeitet 12.07.2009 16:29 | nach oben springen

#42

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:51
von Emigrate Lindemann | 8.646 Beiträge

keiner tut richarde was sonst... nun ja okay wird oftopic langsam *schäm

okay aufjeden fall nochmal geiler atikel und noch geileres bild!!


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zuletzt bearbeitet 12.07.2009 16:29 | nach oben springen

#43

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 15.08.2008 21:54
von Tillmania | 7.403 Beiträge

ja, hallo, wir sind hier nicht im chat! macht doch einen richard sabber thread auf oder so!


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zuletzt bearbeitet 29.09.2009 22:45 | nach oben springen

#44

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 11.09.2008 11:04
von Tillmania | 7.403 Beiträge

Interview mit Paul Landers und Radio Goethe, Januar 2008

Der Versuch, etwas neues über Rammstein zu schreiben, ist sinnlos. Warum auch, seit Jahren stehen die Schwermetaller aus Berlin im Rampenlicht und werden von allen Seiten beschrieben, erklärt, beschimpft, abgetan, gelobt, geliebt, gehasst. Und einen Grossteil dieser Texte und Analysen kann man getrost in die Tonne kloppen. Über Rammstein wurde so viel Schwachsinn geschrieben, damit könnte man einen Papiersteg über den Atlantik bauen. Wir bei Radio Goethe finden Rammstein klasse, das kann ruhig mal gesagt werden.
Mit ihrem harten Sound gepaart mit den deutschen Texten haben sie etwas erreicht, was einzigartig ist. Man muss sich nur die letzte Veröffentlichung „Völkerball“ ansehen, eine DVD mit Konzertmitschnitten aus Russland, England, Frankreich und Japan. Junge Menschen vereint im Sound der Deutschen. Und auch meine Erfahrungen in den USA zeigen mir, dass Rammstein vielen Fans den Zugang zur deutschen Sprache, der deutschen Kultur und Deutschland allgemein eröffnet haben. Für viele etablierte und hochnäsige Kulturschaffende und Kulturkritiker muss das ein Schlag in den Magen sein. Aber Tatsache ist, Rammstein haben mit ihrem Sound etwas erreicht, was andere vergeblich versuchen: junge Menschen in allen Winkeln der Welt an Deutschland, der deutschen Sprache und Kultur zu interessieren.
Radio Goethe Reporterin Nina Pauler sprach in Berlin mit Rammstein Gitarrist Paul Landers über Geschichte, Geschichten und grobschlächtige Schwermetaller, die keine feingliedrigen Finger haben.

Radio Goethe: Paul, Ihr seid die international erfolgreichste deutschsprachige Band mit sechs Millionen verkaufter Alben. Kannst Du Dich noch erinnern, wie alles angefangen hat?

Paul Landers: Ja, es fing ganz klein an. Und was ich noch weiß ist, dass am Anfang die Leute immer zu uns sagten: „Schade, dass ihr nicht englisch singt sonst könntet ihr internationalen Erfolg haben.“ Und wir sagten darauf hin immer: „Ja schade. Geht eben nicht anders.“ Weil wir nicht englisch singen konnten und auch nicht wollten und weil wir dachten, dass wir das eben nur so können wie wir das können. Insofern waren wir auch nicht traurig darüber. Und komischerweise bei Festivals in Deutschland kamen dann manchmal so amerikanische Bands zu uns nach dem Konzert und sagten dann: „Hey ihr müsst unbedingt mal zu uns rüberkommen, da würden die Leute euch lieben.“ Und wir antworteten: „Echt ? Meint ihr? Aber wir singen doch deutsch.“ „Nein das ist scheißegal, kommt mal rüber.“ Und daraufhin haben wir dann aus eigener Initiative versucht weltweit zu spielen, also unseren Umkreis zu erweitern und das war nicht leicht. Weil das nicht üblich ist, dass deutsche Bands international spielen wollten. Die Strukturen sind gar nicht da, also das gibt’s gar nicht, die deutschen Plattenfirmen haben außer den nationalen Acts, die nur in Deutschland aktiv sind, sonst nur so Sachen wie Robbie Williams. Da kriegen sie dann vorgegeben, was sie zu machen haben, da kriegen sie dann das Artwork. Aber das ist andersherum, dass praktisch die deutsche Plattenfirma der amerikanischen sagt, wie das Artwork auszusehen hat und das wissen sie gar nicht. Also diese Telefonleitung gibt’s gar nicht, die gehen nur so lang.

Radio Goethe: Und wie habt ihr es dann trotzdem hingekriegt?

Paul Landers: Durchhalten. Das erste Konzert in New York war vor 15 Leuten. Und das letzte vor 4 000. Das erste war schlimm, das war früh um sechs und zusammen mit dem Jetlag war es schon wieder Nachmittag praktisch und ich hatte auch keine Lust mehr, wir haben da gewartet, der Club hatte keinen Backstage Raum, wir standen da auf der Straße und haben gewartet. Wir durften da kein Feuer machen. Und wenn wir kein Feuer machen durften, hatten wir als Ausweicheffekt immer, dass Flake auf Till reitet und ihm mit einer Leuchtstoffröhre die Sporen gibt, also ihm damit auf den Po klopft und ihm die zum Schluss über den Kopf schlägt. Das war so der Effekt, das fanden wir immer sehr witzig. Was wir aber nicht wussten, ist, dass die amerikanischen Leuchtstofflampen thingyeres Glas haben und die gingen nicht kaputt. (lacht) Und dann standen die da und Flake versuchte krampfhaft diese Leuchtstoffröhre kaputt zu schlagen und irgendwann ging die auch kaputt. Das abgebrochene Teil flog und steckte sich bei Schneider, dem Schlagzeuger, in die Schulter und blieb da stecken, Till war blutüberströmt, Flake hat sich auch geschnitten. Es war die Hölle. Und Leute, die da waren, die dachten alle: Was sind denn das für Verrückte? Die Ordner haben den Kopf geschüttelt, das waren so Schwarze, die sahen alle gut aus und dachten: Was seid ihr denn für verrückte Deutsche? So fing das an. Dann haben wahrscheinlich die 15, die da waren, zu ihren Kumpels gesagt: „Du wenn die da noch mal kommen, da musste unbedingt mal kieken.“

Radio Goethe: Und dann wurden es immer mehr.

Paul Landers: Beim zweiten Konzert waren es 300. Also wenn eine Band irgendwie für den Zuschauer attraktiv ist, dann spricht sich das rum und dann sind die Leute auch interessiert.

Radio Goethe: Aber es erfordert natürlich schon Durchhaltevermögen, wenn man beim ersten Konzert 15 Leute sieht. Wobei man sich in Amerika davon wahrscheinlich erst mal nicht beeindrucken lässt...

Paul Landers: Naja, wir kommen aus dem Osten und bei uns war das so, wenn 15 Leute da waren, dann hat man eigentlich gar nicht gespielt. Und wenn dann 3 000 da waren, dann hat man sich Mühe gegeben. Und wir waren Gott sei dank vorher mal privat in Amerika, bevor wir Rammstein gegründet haben. Und da haben wir gesehen, dass die amerikanischen Bands auch vor zwei Mann spielen, als ob’s um’s Leben geht, weil einer von den beiden könnte ja ein Manager sein. Und die spielen auch allein so, als wenn’s um’ s Leben geht. Und das haben wir uns abgekuckt. Wir können auch spielen, wenn Leute da sitzen und essen. Das ist wichtig, das muss man können. Und das ist bei deutschen Bands eigentlich nicht so üblich. Zum Beispiel beim Mardi Gras in New Orleans da ist die Kneipe leer und dann fängt die Band an zu spielen und die Leute rennen alle vorbei. Wenn die Band gut ist, schauen sie so rein und dann bleiben sie. Dann wird der Raum immer voller und immer voller, wenn die Band gut ist. Nachher ist der Raum richtig voll. Das ist ganz verrückt. Und am Anfang müssen sie schon so gut spielen, dass der eine der reinkuckt, das gut findet. Das haben wir uns echt in Amerika abgekuckt.

Radio Goethe: Als ihr angefangen habt, war diese harte Schiene hier noch überhaupt nicht populär. Es gab zwar Heavy Metal aus den USA aber deutsche Bands spielten nicht so harte Sachen. Wie kamt ihr auf die Idee, das zu tun?

Paul Landers: Wir haben das große Glück, dass wir uns nicht so richtig um die Mode scheren, die gerade aktuell ist. Als wir anfingen, war „Nirvana“ aktuell, also so Grungemusik und sie Hamburger Band „Selig“. Und da hab ich immer MTV gekuckt oder VIVA und dachte immer: Oh Gott, das muss besser gemacht werden. Unsere Idee war, Rockmusik mit Sequenzern zu verbinden. Maschinen und Mensch so zusammen und das schön hart zu machen. Und dann ging’s los. Aber im Lauf der Zeit haben wir auch eine Entwicklung erfahren. Wir sind jetzt auch ein bisschen anders. Das neue Album, an dem wir jetzt arbeiten, ist auch schon wieder ganz anders. Also so eine Musikrichtung ergibt sich eigentlich immer aus dem Geschmack der einzelnen Bandmitglieder und da kann jeder einen unterschiedlichen Geschmack haben. Aber am Schluss kommt dann das eben hinten raus.

Radio Goethe: Dann habt ihr alle einen ziemlich harten Musikgeschmack?

Paul Landers: Der Bassist Oliver steht auf ganz schräge ungerade Rhythmen und zickig und böse. Das findet der gut. Bei Flake muss es nur schräg sein oder originell, der mag keine Harmonien und es muss unüblich sein. Schneider mag schon hartes Besteck. Till hat eine ganz große Bandbreite, von Klassik bis Gruft. Richard steht auf Rock. Und bei mir muss es originell sein. Da ist die Musikrichtung nicht wichtig. Es muss anders sein, als was die anderen machen, weil man das ja nicht wiederholen braucht, das gibt’s ja schon. Das schafft man nicht immer, aber das ist so das Ziel. Dass man wirklich versucht, dem Lied eine Berechtigung zu geben: dass man sagt: „Hör dir das mal an, das hast du so noch nicht gehört.“ Das ist ganz selten, aber wenn man so einen Moment hat, ist da immer schön. Zum Beispiel die „White Stripes“. Da kann man sagen: Hier das gibt’s so noch nicht, die haben jetzt die Musik zwar auch nicht neu erfunden, aber irgend eine Berechtigung, wo man sagen kann: Das versteh ich. Als Beispiel, und so was mag ich an einer Band. Deswegen ist bei mir die Musikrichtung gar nicht festgelegt. Das muss so bisschen ne Berechtigung haben und originell sein. Nicht die tausendste „Manson“- oder „Korn“-Kopie. Braucht kein Mensch. Und gerade die deutschen Bands neigen sehr dazu, irgendwelchen Leuten nachzueifern. Meistens amerikanischen oder englischen Bands. Die haben nicht so ’ne wirkliche Identität, weil die Deutschen generell nicht so ’ne richtige Identität haben. Und musikalisch wollen sie sich auch nicht so wahr haben und dann verstecken sie sich lieber hinter anderen Klischees aus anderen Kulturkreisen, damit es nicht so auffällt, dass sie deutsch sind.

Radio Goethe: Du hast gesagt, das neue Album wird ganz anders, aber Rammstein haben ja nun auch eine Identität.

Paul Landers: Ja klar, das ist so wie Robert de Niro. Auch wenn der verschiedene Rollen spielt, bleibt er immer Robert de Niro. Und ein Mercedes wird immer ein Mercedes bleiben. Es ist ganz verrückt. Man hat so seine Handschrift und wir versuchen jetzt schon, mal wieder was anderes zu machen. An den letzten beiden Alben war sehr viel Ketch Up und Mayonnaise dran, also so schmalzig würde ich mal sagen. Und wir wollen es jetzt wieder knackiger machen, bisschen härter, bisschen mehr Dampf und mal wieder den Wind durchpusten und richtig mal ruffkloppen.

Radio Goethe: Wann kommt das neue Album?

Paul Landers: Das ist eine sehr gute Frage (lacht). Also wir sind gerade dabei, ungefähr 30 Ideen im Demomodus vorzuproduzieren und in drei Wochen ungefähr gibt’s die Lieder erst mal als Demo. Dann werden davon 20 weggeschmissen und dann an den zehn schönsten gearbeitet. Ich denke mal, Ende des Jahres kommt die Platte dann raus. Wir beginnen wahrscheinlich im Frühling mit dem recorden.

Radio Goethe: Werden die Lieder, die ihr wegschmeißt, wirklich ganz weggeschmissen, oder kommen die vielleicht in einen Schrank, wo ihr sie dann wieder rausholt?

Paul Landers: Das ist immer so eine Sache. Manchmal hebt man die auf für schlechte Zeiten. Aber die Erfahrung zeigt eigentlich, dass ein Lied auch seine Zeit hat. Das ist wie mit dem Essen. Das wird gekocht und dann sollte man das das essen, oder man kann’s noch mal in den Kühlschrank stellen, dann hält es noch ein paar Tage aber irgendwann... irgendwie ist das ganz komisch... will man das nicht mehr. Und manchmal sind auch die Lieder, die jetzt nicht A-Kategorie sind, sondern B-Kategorie trotzdem gut. Die haben eine andere Qualität. Das haben wir ja mit dem letzten Album gemacht. Die meisten Lieder von „Rosenrot“ waren ja so eine Art B-Kategorie und um die war’s und irgendwie zu schade. Deswegen haben wir die noch rausgebracht.

Radio Goethe: Auf eurer DVD „Völkerball“ sieht man Franzosen, Engländer, Japaner eure Texte begeistert mitsingen. Wie erklärst Du Dir, dass das Konzept wirklich aufgeht?

Paul Landers: Vielleicht weil es kein Konzept ist. Meistens vermutet man hinter einer Sache, die Erfolg hat, immer so einen Vorsatz. Ich lese gerne Biografien von Erfindern und so. Viele Erfindungen werden aus Versehen gemacht, wie die Schallplatte. Gerade die guten Erfindungen werden immer aus Versehen gemacht. Und unsere Band ist jetzt kein Konzept. Unser Konzept - wenn man jetzt davon so sprechen will - war eigentlich: wenn alle kurze Hosen haben, dann haben wir lange Hosen, haben alle lange Haare, haben wir kurze Haare, singen alle englisch, singen wir deutsch. Das war eigentlich unser Konzept. Dass wir nicht die üblichen Wege gehen. Außerdem sind wir aus dem Osten und dadurch im Verhältnis zu den Westdeutschen recht unbekümmert, was Autoritäten angeht. Also wir denken jetzt nicht: wenn wir jetzt das machen, dann könnte ja sein, dass der und der das nicht gut findet. Also diesen vermeintlichen vorauseilenden Gehorsam haben wir nicht richtig. Und im Gegenteil – wenn wir mal versucht haben, so ordentlich zu sein, dann ist es immer nach hinten losgegangen. Also unser bestes Rezept ist: einfach machen. Und das kann ich eigentlich auch bloß jedem raten. Gerade wenn man es nicht darf, ist es interessant und dann wird es meistens was. Hinter dem Berg ist immer das schöne, da liegt das Meer. Und wenn man die Konfrontation und den Ärger scheut, dann bleibt es so lauwarm.

Radio Goethe: Also kann man sagen, dass ihr eueren Stiefel durchgezogen habt mit der freudigen Überraschung am Ende.

Paul Landers: Ja, wir sind praktisch in die entgegengesetzte Richtung gelaufen und kamen doch an’s Meer – von der anderen Seite.

Radio Goethe: Und alle sind hinterher gelaufen.

Paul Landers: (lacht) Naja, eigentlich ist ja keiner hinterher gelaufen. Ich hätte mich gefreut, wenn es irgendeiner gemacht hätte. Es gab jetzt so eine kleine deutsche Welle danach, dann dachten die Plattenfirmen, so süß wie sie sind, das reicht jetzt wenn man eine tiefe Stimme hat und deutsch singt, dann hat es Erfolg, aber das reicht eben nicht. Und was das deutsch singen angeht: ich glaube wenn Musik und Text so eine Einheit bilden, ist es egal, welche Sprache das ist..... solange man nicht schwedisch singt...(lacht) ...weil schwedisch klingt ganz schlimm höksölöw... das klingt ganz schlimm. Das klingt wie rückwärts. Oder tschechisch. Es gibt vielleicht Sprachen, die man nicht singen kann, aber es gibt viel gute Gesangssprachen. Zum Beispiel französisch klingt richtig doll gut. Russisch ganz doll gut. Englisch sowieso. Deutsch klingt so in bisschen hart und wenn der Künstler das schafft, den Text und die Musik zusammen zu bekommen, dann gefällt das auch. Das merkst du auch wenn du jetzt zum Beispiel „Voyage Voyage“ hörst. Das klingt gut, du verstehst kein Wort, singst aber mit und das ist schön. Insofern muss es nicht englisch sein, damit man’s nicht versteht, es kann auch deutsch sein, was man nicht versteht und dann ist es egal. Wenn wir in der Jugend irgendwo zum Konzert gegangen sind, haben wir auch nicht verstanden, was die da englisch gesungen haben. Oder „Smoke on the Water“ wusste ich nicht was es heißt, hab es aber mitgesungen in der Disco. Und der Amerikaner muss das auch nicht verstehen. Das sind auch ganz normale Menschen, die sich auch über gute Musik freuen und die müssen genauso wenig deutsch verstehen, wie wir englisch verstehen müssen in der Rockmusik.

Radio Goethe: Eigentlich könntet ihr ja russisch singen.

Paul Landers: Ja könnten wir auch. Aber wir sind ja keine Russen, das sollen schon die Russen machen. Und die Russen haben auch so schöne Melodien. Außerdem haben wir ja schon in einem Lied paar russische Textzeilen drin. Also wir weigern und überhaupt nicht, andere Sprachen zu singen. Das muss sich aber irgendwie ergeben.

Radio Goethe: Was denkst du denn warum Kulturschaffende immer noch Probleme mit euch haben? Obwohl ihr ja wirklich etwas geschafft habt, was dem Kulturschaffenden nicht so gelingt, nämlich Jugendliche oder auch Ältere dazu zu bringen, vielleicht deutsch zu lernen.

Paul Landers: Ich verstehe es, wenn ein geistig hochgebildeter Mensch, der aus behütetem Elternhaus kommt und mit uns konfrontiert wird, ein Problem hat. Zum Beispiel Leute, die im Goethe Institut arbeiten, sind ja meist gebildete Menschen mit feingliedrigen Fingern und dann kommen diese grobschlächtigen Ostrocker mit großen Vorschlaghämmern und schlagen alles kaputt. Da versteh ich schon, dass man das erst mal ablehnt. Wobei wir auch gemerkt haben, dass Leute, die sich ein bisschen lockerer machen, schon hinter die Fassade blicken und merken, wo unsere Qualitäten eigentlich sind. Die sich praktisch nicht so erschrecken lassen. Meistens sind es die ganz klugen, die uns dann wieder gut finden. Uns finden die bisschen einfachen Menschen gut, dann kommen so bisschen die Feiglinge und diese Gutmenschen, die immer alles richtig machen wollen, die politisch korrekt sind und um Gottes Willen keinen Ärger wollen, dann kommen die mutigen klugen, die dann schon wieder merken, wie wir eigentlich ticken und sich trauen, uns gut zu finden. Es gibt viele, die uns gut finden, das sich aber nicht trauen, weil sie denken, man darf das nicht. Wir wissen um die Sache, aber wir können uns auch nicht ändern. Wir waren früher auch ein bisschen verwundert über das, was uns alles in die Schuhe geschoben wurde. Denn wir haben in unserer Naivität nach unsren Wurzeln zu suchen viele Türen aufgemacht, die man nicht aufmachen darf. Das wussten wir alles nicht. Wir haben ganz unbekümmert in der deutschen Geschichte gestöbert und versucht, eine deutsche Identität zu haben. Gar nicht mit dem Wissen, dass es in Deutschlande schwierig ist, überhaupt eine Identität zu haben. Man darf schon gar nicht sagen, man ist deutsch, das ist schon mmh – wenn man sagen würde: ich find’s gut ein Deutscher zu sein – oh jeh. Wenn man sagt: Ich find’s gut, Ungar zu sein oder ich bin gar stolz, ein Russe zu sein oder ein Amerikaner. Das darf man sagen. Und wir dachten - naiv wie wir waren – das kann man auch im Deutschen so machen. Wir haben es jetzt nie gesagt, aber so die Grundrichtung. Das man einfach sagt: Das ist mein Land und da komm ich her. Ich brauch mich nicht verstecken, ich schäme mich nicht. Ich finde es jetzt nicht besonders toll, aber ich schäme mich jetzt auch nicht deswegen. Das war eigentlich immer so unsere Ansage, aber da muss man schon sensibel sein, das haben wir jetzt gelernt. Also wir haben immer noch die Ansicht, aber wir können es auch akzeptieren, wenn Leute noch nicht so weit sind, wie wir Wir sind ein bisschen zu weit vorgeprescht. Deutschland entwickelt sich ja langsam wieder, entspannt sich langsam und merkt, dass das alles gar nicht so schlimm ist und dass Deutschland auch ein Land wie jedes andere auch ist oder langsam wird. Dass die Deutschen auch ihre Vorteile haben, dass die eigentlich ganz süß sind weltweit gesehen. Ich kann jetzt nur von der Welt sprechen, weil wir immer so rumreisen und dann merken wir, wie Leute zu uns stehen. Und die Deutschen könnten ruhig mal ein bisschen Luft holen, mal ausatmen und sich gut finden.

Radio Goethe: Ihr habt also immer eine gute Resonanz?

Paul Landers: Immer. Auch wenn es gar nicht mit der Band zu tun hat. Auch wenn man verreist. Aber zurück zur Frage, warum viele mit uns ein Problem haben. Ich glaube, wir wirken auf den ersten Blick recht brutal und abschreckend für den politisch korrekten, sag ich mal. Es gibt ja auch immer Leute in der Gesellschaft, die Ärger wollen, Jugendliche meistens, die wollen ihre Eltern ärgern und die hören sich dann so was an wie „Manson“ oder „Slipknot“ und es geht da gar nicht ums gut finden. Sondern man muss was haben, was die Eltern nicht gut finden, wo die Eltern sich erschrecken. Und diese Funktion haben wir stellenweise ja auch. Und wir passen nicht so gut in das Konzept hier rein. Wir sind ein bisschen kantig und nicht so leicht zu konsumieren und wir fummeln an gefährlichen Themen herum und kucken da, was darf man, was darf man nicht. Wir bewegen uns quasi an der Grenze des guten Geschmacks und an der Grenze wie deutsch darf man sein und da stöbern wir so rum, heben die alten Misthaufen hoch und kucken, wo stinkt’s, welche Tür kann man aufmachen und das macht eigentlich Spaß. Langsam merken auch die Apostel der Gerechtigkeit und der politischen Korrektheit, dass sie nicht aufhalten können, dass sich das Land ein bisschen entspannt. Unser Produzent ist ein Schwede, der sagt auch, dass vor 20 Jahren in Schweden keiner eine schwedische Fahne hochheben durfte. Das war da auch nationalistisch und verpöhnt und jetzt langsam haben manche Schweden ihre Fahne am Mast in der Gartenlaube und dann merken alle, dass das ja gar nicht so schlimm ist. Man ist da nicht gleich ein Nazi, wenn man so eine Fahne hisst. Davon abgesehen, wenn der normale Deutsche sich mal ein bisschen einkriegt und sich ein bisschen entspannt, dann haben gerade die, die rechts außen stehen, nicht mehr so eine Chance. Dann wird ihnen praktisch das letzte, was sie noch haben, weggenommen und dann nimmt man ihnen so ein bisschen den Wind aus dem Segel. Wenn die schreien „Deutsch!“ und man sagt: “Ja, find ich auch gut.“ Das wäre auch gut, denn dann haben die auch nicht mehr so eine Berechtigung.

Radio Goethe: Du hast es gerade schon erwähnt, ihr bewegt euch an der Grenze des guten Geschmacks, wie ich finde, sehr humorvoll. Trotzdem gibt’s da immer Leute, die euch etwas anhängen wollen, weil ihr provoziert. Auch auf der Bühne, wenn Till zum Beispiel zu dem Song „Mein Teil“ mit dem Kochtopf auf die Bühne kommt. Wie läuft das bei euch ab, besprecht ihr das vorher?

Paul Landers: Wir provozieren schon gerne, aber was ich gemerkt habe, man kann das nicht künstlich erzeugen. Man kann nicht als Band so dasitzen und überlegen: wo könnten wir denn provozieren und dann denkt man sich was aus und macht das. Das geht vielleicht einmal aber auf Dauer wird das durchschaut. Und auf Dauer macht da auch keine Spaß. Bei uns ist es so, uns macht das Spaß. Also wir finden es gut, die Leute so ein bisschen zu piesaken und zu verwirren. Uns würde das keinen Spaß machen, immer allzu ordentlich zu sein, das würde uns nicht reizen. Deshalb sitzen wir nicht da und denken mühselig nach. Wir müssen uns da gar nicht anstrengen, das kommt von alleine. Wir müssen uns eher bremsen. Wir sitzen so da und uns fällt eigentlich nur Unfug ein, wo wir uns oft auch drüber totlachen, was wir dann nachher bitterernst vortragen, damit die Leute wieder nicht wissen, dass das jetzt witzig gemeint ist und das kommt bei uns von ganz alleine. Da müssen wir uns überhaupt nicht anstrengen. Ich red auch manchmal mit Bands und so und dann sag ich denen: macht doch mal so was, und dann antworten die: „Nee, da schmeißt uns die Plattenfirma raus.“ Ich denke dann: Naja, wäre vielleicht mal gut.

Radio Goethe: Also seid ihr da richtig frei?

Paul Landers: Na ich klopf mal auf Holz, aber jetzt kann auch nichts mehr passieren, aber wir sind da frei. Ich sag mal ein kleines Beispiel. Wir waren mal bei MTV, bei einer Live Sendung in London und wir wurden behandelt wie die letzten Assis. Die waren ganz fies zu uns. Und wir hatten zuvor schon geklärt, dass wir Pyrotechnik benutzen wollen. Auf einmal sagten die: „Nein, das dürft ihr nicht.“ Wir hatten zwei Lieder da zu spielen und dann haben wir das erste gespielt und beim zweiten Lied hat Till ein bisschen Blut gespuckt. Das war ganz albern eigentlich im Nachmittagsprogramm. Und dann haben die gesagt: „Wenn ihr irgendwas macht, dann schalten wir ab.“ Und dann haben die wirklich mitten im Lied abgeschaltet und irgendwelche News gebracht. Und dann haben sie gesagt: MTV-Verbot für immer. Da haben wir gesagt: „Na dann haben wir eben MTV-Verbot, Mein Gott...“ Und ein, zwei Jahre später kamen sie dann an: „Können wir euch nicht spielen? Wie machen wir denn das, das tut uns leid.“ Ich will jetzt nicht sagen, dass wir die tollen Hirsche sind, weil wir uns da über alles hinwegsetzen, aber wir haben so Grenzen und bis jetzt war es eigentlich immer da Gegenteil. Also, wir haben praktisch alles gemacht, damit wir da rausfliegen, aber irgendwie sind wir dann doch da. Es gibt nichts gefährlicheres für ’ne Band als wenn sie langweilig ist, wenn man nichts merkt. Geht vielleicht auch, wenn man ’ne ganz gute Musik hat (lacht), wie James Blunt oder wie der heißt. Der kann einfach so bleiben. Cordhose an und dann singt der was. Aber so überlegen wir ja nicht. Auch bei MTV haben wir nicht gesagt: „Jetzt machen wir mal Ärger.“ Aber die haben uns wirklich ekelhaft behandelt und die waren ungerecht zu uns. Dann waren wir mal in London hatten auch wieder Pyrotechnik live, 2 000 Leute standen vor der Halle. Und dann hieß es: „Nein, könnt ihr nicht.“ Und dann haben wir gesagt: „Na dann müssen wir eben wieder nach Hause fahren.“ Wir sind auch wieder nach Hause gefahren und das war total doof für die Fans. Wir haben das denen dann auch erklärt und die waren total sauer. Dann haben wir wieder da gespielt und dann waren da 4 000 und dann durften wir auch Pyro machen. Insofern: Man sollte ruhig ein bisschen konsequent bleiben. Das ist immer gut.

Radio Goethe: Wie ist das denn intern bei euch? Seid ihr gut miteinander befreundet , wart ihr vorher Freunde, hält euch die Band zusammen?

Paul Landers: Das ist immer in Bewegung. Am Anfang waren wir nur Freunde, dann waren wir Freunde und Band. Dann waren wir ne Zeit lang nur Band. Jetzt sind wir wieder Band und Freunde, also das schwankt immer. Wir haben natürlich auch Probleme und es gab auch schon Ärger, aber irgendwie haben wir zu sechst immer wieder die Kraft gefunden, uns wieder zusammen zu raufen. Da hatten wir bis jetzt Glück.

Radio Goethe: Gibt’s denn eigentlich noch irgend etwas, das ihr noch machen wollt? Ihr seid inzwischen Weltstars...

Paul Landers: Naja, Weltstars... Was wir noch machen wollen? Eigentlich macht uns das Spaß, Musik zu machen. Ich weiß was du meinst, vielleicht mal ein Theaterstück oder Filmmusik. Aber bis jetzt machen wir genau das, was uns Spaß macht. Wir denken uns ’ne Show aus und fahren damit rum. Machen ’ne gute Platte, wenn Gott will. Und hier in Deutschland haben wir eigentlich das älteste Publikum, auch vom Alter her, da kommen so Peter Maffay Fans vom Alter her. Wobei auch junge kommen, aber ansonsten ist es europaweit eigentlich schön gemischt. Aber in Deutschland ist es am ältesten. Aber das verstehe ich ja auch. Wir sind hier so ne Art Grönemeyer des Hardrocks. (lacht)

Radio Goethe: Was ist an dem Gerücht dran, dass Till die Band verlässt?

Paul Landers: Irgendeine amerikanische Webseite hatte das verbreitet. Zu der Zeit waren wir gerade oben an der Ostsee und haben zusammen Musik gemacht wie in alten Zeiten. Wir waren intensiver denn je zusammen. Und haben davon gar nichts mitbekommen und dann klingelten plötzlich überall die Telefone, die Handys „Was ihr löst euch auf?“ und wir so: „Was??“ Jedenfalls war das nur ein Gerücht von irgendeiner Webseite und die anderen haben das so nachgeplappert. Also – ich klopf mal auf Holz – aber Till war noch nie die Gefahr in der Band, der ist gutmütig, freundlich und der hat gar keine Ambitionen.

Radio Goethe: Das ist zum Beispiel auch ein Punkt, der wahrscheinlich viele Leute interessiert, die euch nicht persönlich treffen: Die Attribute „gutmütig, freundlich“ bringt man nicht unbedingt mit Rammstein in Verbindung.

Paul Landers: Aber das weiß man doch, dass die Harten meistens die freundlichen sind und die Popstars eher so die Zicken. Also wir haben das große Glück, dass wir ganz langsam gewachsen sind und dass wir vor dem Erfolg schon zehn Jahre lang so halb viel Erfolg hatten so dass wir praktisch so mitwachsen konnten. Uns hat das nicht so umgehauen. Die, die uns kennen, wissen, dass die meisten von uns eigentlich noch da sind. Die sind auch nicht verdorben vom Macht und Geld.

Radio Goethe: Wie würdest du denn die Szene zur Zeit der DDR beschreiben, als du mit Flake zusammen bereits Musik gemacht hast?

Paul Landers: Das war enger, jeder kannte jeden und was die Westler nicht kennen ist: wenn man in einer Diktatur lebt, hat man einen gemeinsam Feind und das ist tadellos. Das klingt jetzt ein bisschen komisch, aber das kann ich eigentlich nur jedem raten. Nichts eint mehr, als wenn man den Staat doof findet. Und der ist auch doof, der macht nur Blödsinn. Und macht nur Sachen, über die man sich lustig machen kann. Das ist jetzt auch ein bisschen so, aber da war das noch viel klarer im Osten. Jetzt ist es mehr versteckt. Das ist sehr angenehm und dadurch rücken alle zusammen, weil man eine gemeinsamen Feind hat. Und es gab ein Szenecafé und eine Szeneladen und dann ist man da hingegangen und hat alle getroffen. Jetzt ist es so verstreut , ist jetzt viel vielschichtiger. Es gibt tausend verschiedene Clubs und alles. Es ist mehr zerstreut und damals war es mehr gebündelt, mehr privat.

Radio Goethe: Auf der CD „Spannung, Leistung Widerstand“ sind zahlreiche kreative DDR Bands zu hören. Wir hier im Westen kannten gerade mal „Karat“ und die „Pudhys“. Im Osten gab es aber eine ganz bewegte Szene.

Paul Landers: Im Osten gab es drei Etagen. Die oberste Etage war die, die du gerade gesagt hast, die offiziellen Staatsbands. Die fanden eigentlich alle doof. Die wurden komplett abgelehnt von der Jugend. Dann gab’s die mittlere Ebene. Das waren Bands, die nicht im Fernsehen auftraten und nicht im Radio gespielt wurden, aber eine Spielerlaubnis hatten. Spielerlaubnis brauchtest du im Osten, so wie eine Fahrerlaubnis. Diese Bands waren aber trotzdem nicht angepasst, da gehörten wir dazu. Und dann gab’s noch die Bands ganz unten. Die unterste Etage waren die Punkbands, die nur auf Privatparties gespielt haben und in Kirchenkellern und bei Geburtstagen. Die duften also nie offiziell spielen, weil die keine Spielerlaubnis hatten. Das war denen zu blöd. Das waren die drei Etagen im Osten und offiziell war eben nur die oberste.

Radio Goethe: Aber der Staat wusste ja, dass es diese Szene gibt. Wie hat er das geduldet, oder warum hat er das geduldet?

Paul Landers: Das waren zu viele. Er konnte nicht alle in ’s Gefängnis stecken, er hat aber massiv gestört. Es waren auch alle überwacht. Und in vielen Bands waren auch welche von der Stasi. Also in meiner Punkband – ich hatte zwei – in der einen waren zwei, die von der Stasi benutzt wurden.

Radio Goethe: Wann hast du davon erfahren?

Paul Landers: Danach.

Radio Goethe: Wie ging es nach dem Fall der Mauer weiter? Ist der Zusammenhalt dann zerbrochen?

Paul Landers: Nein das ging so langsam. Erst mal war dieses wunderbare anarchistische Jahr in Berlin. Das war so unglaublich. Wo keiner was zu sagen hatte. Also, ich verstehe, warum im Irak Terror ist, weil sogar hier im ordentlichen Deutschland war der Übergang vom Osten in den Westen, also von einer Gesellschaftsform in die andere, so das Chaos. Viele sind einfach in ein Haus gegangen, haben irgendein Schloss eingebaut und haben gesagt: „Das ist meins jetzt.“ Und es hat keiner was gesagt. Denn die Ostbullen haben sich nicht getraut und die Westbullen waren nicht zuständig. In dieser Grauzone der Nichtzuständigkeit herrschte die absolute Anarchie. Jeder hat gemacht, was er wollte. Das war ganz verrückt. Die Leute sind mit Autos rumgefahren, die nicht zugelassen waren. Ich weiß noch, dass es ein unglaubliches Durcheinander war und alles war erlaubt. Die Polizisten standen hilflos auf der Strasse rum, waren entmündigt und konnten einem nichts mehr. Und wenn man im Westen war und der Polizist einen angehalten hat, hat man gesagt: „Ich bin aus dem Osten, woher soll ich denn das wissen?“ Im Osten haben sie dich nicht angehört: „ich bin aus dem Westen was willst denn du jetzt von mir?“. Also, das war ganz verrückt.

Radio Goethe: Was hast du in der Zeit gemacht?

Paul Landers: Wir hatten auch besetzte Häuser und haben versucht, ABM Stellen an Land zu ziehen, um Geld vom Staat abzufassen. Wir haben alternative Projekte unterstützt, haben Theater gemacht. Ich hab am „Tacheles“ in Berlin gearbeitet, das ist eigentlich immer noch ein alternatives Haus. Dann hab ich im Theater gearbeitet und die beiden Bands liefen noch ein bisschen mit in den Westen rein. Bis wir gemerkt haben, dass das Quatsch ist. Das war auch lustig. Wir haben ja auch schon im Osten an der Grenze des Erlaubten gespielt. Das war an der Grenze dessen was möglich war, um nicht ins Gefängnis zu kommen. Und als die Grenze dann weg war, standen wir genau in der Mitte, da waren wir dann plötzlich eher so lustig.

Radio Goethe: Hattet ihr nie Angst, dass ihr auch ins Gefängnis kommt?

Paul Landers: Wir haben’s immer so wie der „Soldat Schweijk“ gehalten. Wir haben immer so getan, als wüssten wir nicht, was und wie. Und wenn wir Texte hatten, die gegen den Staat waren, haben wir die auf englisch gesungen. Bei der Einstufung, um die Erlaubnis zum Spielen zu kriegen, haben wir einfach andere Lieder genommen, haben irgendwelche Lieder nachgespielt. Und dann bei Spielen konntest du halt spielen, was du wolltest. Die Aufnahmetechnik der Stasi war vielleicht auch nicht so gut, dass sie uns beweisen konnte, was wir da singen. Vielleicht waren auch unsere Anlagen so schlecht, dass man sowieso nichts gehört hat. Aus der Sicht des Westdeutschen war der Osten ja schon ziemlich restriktiv, aber das war gar nicht so. Aus meiner Sicht war der Osten ein einziger Kindergarten. Es gab eine ganz strenge Stasi, aber wenn man da ein paar Tricks drauf hatte, war das auch egal. Wir haben gelebt, wie die Maden im Speck. Wir waren jetzt auch nicht typisch. Es gab viele, die gelitten haben, und wegen nichts in den Knast eingefahren sind. Und wir haben uns irgendwie so durchlawiert. Uns ist überhaupt nichts passiert. Ich kannte aber auch einen Bassisten, der hat richtig gelitten, obwohl er gar nichts gemacht hat. Aber seine Familie hatte richtigen Ärger. Sie hatten auch eine Ausreiseantrag und dann hast du sowieso immer Stress bekommen. Aber bei uns... Der Osten bestand eigentlich nur aus Lücken, da war immer Marktlücke an Marktlücke und wir haben uns in diese Lücken aufgehalten. Ich war auch nicht bei der Armee. Bei uns war keiner bei der Armee. Wir haben es irgendwie geschafft. Das war jetzt auch nicht leicht, aber irgendwie war’s auch nicht so schwer. Wir haben auch nicht gearbeitet. Wir hatten ganz viel Geld. Als Beispiel um mal den Osten zu verstehen: Du hast dir ein Laken gekauft und Scheuerlappen und dann hatte jemand einen Schnitt für eine Jacke. Auf einer „Veritas“-Ost- Nähmaschine hast du die Scheuerlappen in die vorher gefärbten Bettlaken genäht, rosa gesteppt, Reißverschluss rein und die Jacke für 400 Ostmark verkauft. Das war die Hälfte eines Monatsgehalts. Du hast am Tag vier bis fünf Jacken genäht, bist an die Ostsee gefahren und kamst mit 2 000 Mark wieder. Du hattest damit praktisch das doppelte, was der ehrliche freundliche Ostarbeiter hatte und musstest nichts machen. Alle Alternativen haben sich so ernährt. Die haben entweder Schmuck gebaut. Till hat Körbe geflochten. Der hat sich in ein bis zwei Wochen ein Auto geflochten, wenn er wollte. Dadurch, dass es im Osten nicht viel gab, konnte man ganz schnell was bauen. Ich war jetzt auch nicht so geschäftstüchtig. Ich hab immer nur mitgemacht. Zum Beispiel T-Shirt Druck, da hab ich mal bei einem Freund geholfen, da haben wir uns hingestellt und haben sie verkauft. Da hab ich dann immer was abgekriegt. Also es war ganz einfach, Geld zu verdienen, auf illegale Weise und wir waren da ganz entspannt.

Radio Goethe: Und jetzt verdient ihr auf legale Weise ganz viel Geld.

Paul Landers: Ja, das ist eigentlich ganz fies. Im Osten ging’s mir richtig gut, ich hatte viel Geld – im Verhältnis - und im Westen mach ich auch wieder viel Geld. Also das ist ganz fies. Eigentlich ist das ganz fies. Ich hab Glück gehabt, da freu ich mich auch drüber. Also im Westen ohne Geld ist schlimm, das stell ich mir richtig bescheuert vor. Deshalb freu ich mich jeden Tag, dass es uns gibt und dass wir so coole Sachen machen und dafür auch noch Geld kriegen von unseren Fans. Das find ich ganz unglaublich!


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#45

RE: Interviews

in Alles rund um die Band 30.11.2008 11:58
von Tillmania | 7.403 Beiträge

auch wenn es vielleicht schon jeder kennt, ich poste das mal hier rein,
weil es einfach klasse ist! eins der besten till-interviews!

http://www.youtube.com/watch?v=zTWzvc2M7A8


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zuletzt bearbeitet 01.10.2009 18:06 | nach oben springen


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